Die Pfarrei Wittnau hatte während vieler Jahre als Pfarrer und Seelsorger einen Pater aus dem Kloster Mariastein (SO).
Der letzte Benediktinerpater, der in Wittnau als Probst und Gemeindepfarrer amtete, war Pater Carl Schmid. Der vielseitig begabte Mann war selbst ein gebürtiger Wittnauer, 1795 war er hier als Sohn des Schmiedemeisters Heinrich und der Anna Barbara, geb. Spöndlihauer, zur Welt gekommen und auf den Namen Josef getauft worden. Mit 18 trat er ins Kloster ein und erhielt den Namen Carl.
Seine Mussestunden im Wittnauer Pfarrhaus benützte Pater Carl, der ehemalige Klosterarchivar, dazu, ein Familienbuch zu schreiben, in welchem er die Abstammungen der Wittnauer Bürgerfamilien verzeichnete. Die genauen Geburts-, Heirats- und Sterbedaten trug er aus alten Kirchenbüchern zusammen. Ganz vollständig war Carl Schmids Zusammenstellung nicht, denn zum einen beschränke er sich darauf, die Familiengeschichten "nur" bis 200 Jahre zurück zu verfolgen (also ab ca. 1650), obwohl im Pfarrarchiv auch ältere Tauf- und Totenregister vorhanden sind. Zudem liess er jene Geschlechter ganz weg, die zum Zeitpunkt der Niederschrift bereits erloschen waren.
Von 1830 bis 1851 hatte P. Carl Schmid die Pfarrstelle in Wittnau inne, dann musste er sie verlassen, weil er zum Abt des Klosters Mariastein gewählt worden war.
Quelle: Biographisches Lexikon des Aargaus 1803-1957, Aarau 1958; S. 674ff.
► Ein Foto von P. Carl Schmid im Abt-Ornat ist hier zu sehen.
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1873, sechs Jahre nach Pater Carls Tod, erhielt die Gemeinde Wittnau vom Kloster eine Abschrift des Familienbuches geschenkt. In der Widmung betonte die Abt P. Carl Motschi die starke Verbundenheit mit der Fricktaler Gemeinde.
Während das Original im Klosterarchiv blieb, benutzten die Wittnauer Pfarrherren die Abschrift, um nach 1873 darin die Stammbäume der Wittnauer Familien weiterzuschreiben. Die nicht ganz vollständigen Eintragungen gehen zum Teil bis in die 1920er- und 1930er-Jahre.
Auf den letzten paar Seiten des Buches hat der Pfarrer Anton Kaufmann um 1910 unter dem Titel "Allerlei Interessantes" Eintragungen zu tagesaktuellen Dingen gemacht. In diesem Sammelsurium von Themen wird über das Wetter, Theateraufführungen, Volksabstimmungen, ein Erdbeben und vieles mehr berichtet.
Aktuell befindet sich das kopierte und ergänzte Familienbuch im Pfarrarchiv und ist unter der Signatur "KI/18 Wittnau" im offiziellen Inventar des Aargauer Staatsarchivs registriert. Es wird gerne beigezogen, wenn jemand die Wurzeln seiner Wittnauer Familie ergründen will.
Die Schutzfrist des Dokuments ist Ende 2014 – 80 Jahre nach den letzten Einträgen – abgelaufen. Darum ist es möglich, dass die Homepage «Wittnau-einst» einen Einblick in das gesamte Werk gibt.
Das von P. Carl Schmid geschriebene Original-Familienbuch wurde, nachdem es abgeschrieben worden war, wieder ins Klosterarchiv zurückgestellt. Dort blieb es auch die nächsten hundert Jahre.
Später (im März 1974) gelangte es als Leihgabe des Klosters Mariastein ins Archiv der Gemeinde Wittnau. Inzwischen wurde das Original wieder ins Kloster Mariastein zurückgebracht – nach 46-jähriger Ausleihe.
Ein ausführlicher Vergleich zwischen Original und Abschrift hat bisher noch nicht stattgefunden. Was sich aber sagen lässt:
- Das Original ist um einiges sorgfältiger geschrieben als die Abschrift, dies hinsichtlich der
Handschrift aber auch der Rechtschreibung.
- Die Seitenzahlen in den beiden Büchern sind nicht identisch. Demzufolge sind auch die
Querverweise unterschiedlich.
- Die Nummerierungen der Familien stimmen grossteils überein.
- Das Buch mit der Abschrift ist ausführlicher. Es wurde in Wittnau von den jeweiligen Pfarrherren
ab 1873 noch bis in die 1930er-Jahre nachgeführt.
Was P. Carl Schmid in riesiger Fleissarbeit begonnen hat, ist jedem, der seine Wittnauer Familienwurzeln erforschen will, eine grosse Hilfe. Trotzdem ist zu erwähnen, dass der Wittnauer Pfarrer nicht alle zur Verfügung stehenden Quellen ausgeschöpft hat. Informationen, die auf die Zeit vor 1650 zurückreichen, bleiben in Carl Schmids Familienbuch unerwähnt.
Hier sind sämtliche Eintragungen einsehbar.
Die Bilder stammen aus der Buch-Abschrift (1873), die sich im Pfarrarchiv befindet.
Die Jahreszahl in der Klammer gibt die älteste Erwähnung im Familienbuch an.
Beck (1678)
Brogle / Brogli (1699)
Businger (1701)
Frey (1819)
Fricker (1654)
Herzog (1653)
Hirzel (1710)
Hochreuter (1698)
Hort (ca. 1685)
Hugenfeld (1830)
Husner (Hausner) (1700)
Keller (1744)
Liechti (1666)
Müller (1705)
Reimann (1697)
Rüetschi (1666)
Schmid (1648)
Speiser (1650)
Stäuble (1850)
Studer (1728)
Treier (1699)
Tschudi (1763)
Uebelmann (1688)
Walde (1645)
Wieser (1853)