Wittnauer Mundart


Im Jahre 1968 war der in Wettingen wohnhafte Seminarlehrer Dr. Heinrich Meng - ein gebürtiger Oberfricker, aufgewachsen in Glarus - mit seinem UHER-Spulentonband im Fricktal unterwegs mit dem Ziel, die urtümliche Mundart der Dörfer einzufangen. 

Auch in der Stube von Albert Brogli - Uebelmann ("Reime-Bärti", Jahrgang 1889) machte der Mundartforscher Aufnahmen.

Zu Beginn erzählt "Reime-Bärti" vom Fasnachtsfeuer, dann spricht er von den Kirschen. 

Am Schluss kommt auch Albert Broglis Enkel Reinhard dazu und berichtet vom Heuen.

 

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Die Audio-Datei kann hier auch heruntergeladen werden:

 

Download
Albert Brogli erzählt (1968)
Wittnauer Mundart 1968_Reime-Bärti.mp3
MP3 Audio Datei 4.8 MB

Vergleich 1968 - heute:

 

Ein Wittnauer-Deutsch wie hier in dieser Aufnahme hört man heute nicht mehr. 

Besonders die Färbung der Vokale hat sich in den letzten 50 Jahren stark verändert.

 

Um über die Veränderung des Wortschatzes eine schlüssige Aussage zu machen, ist das Textbeispiel zu kurz. Einzelne Auffälligkeiten gibt es trotzdem:

 

- A. B. erzählt, die Jungverheirateten müssten die Knaben in der Wirtschaft "uushalte". 

  In der heutigen Mundart wird der Ausdruck "aushalten" im Sinne von "für jemanden

  aufkommen", "jemanden ernähren oder durchfüttern" kaum mehr gebraucht.   [2:13]

 

- "chöschtlech" ist heute fast vollständig vom Ausdruck "tüür" (teuer) verdrängt.  [2:17]

 

- "Kirsch" und "Chriesiwasser" sind Synonyme. Letzteres hört man heute kaum noch.

   [2:33]

 

- A. B. erwähnt die Kirschensorten "Lampneschtler", "di Süesse", "Lauber" und "Langstiiler"

  [4:19 - 5:00]

 

- R. B. erzählt vom "Wischpe". Die Veränderungen in der Landwirtschaft bringen es mit sich,

  dass diesen Ausdruck kaum noch jemand kennt. Auch der deutsche Ausdruck "Bindbaum" 

  ist vielen unbekannt.

  Mit dem "Wischpe" befestigte man eine Heu- oder Grasladung auf einem Wagen. Diese lange 

  Stange drückte längs die Ladung zusammen und wurde mit einem starken Seil festgebunden.  

  [6:09]

 


Quelle:

Die Tonbänder von Dr. Heinrich Meng liegen im Phonogramm-Archiv der Universität Zürich und wurden auch dort digitalisiert. Einen herzlichen Dank an den Leiter des Archivs Dr. Dieter Studer-Joho.

 

©:

Die Urheberrechte dieser Aufnahme liegen bei den Erben von Dr. Meng. Leider ist es mir nicht gelungen, sie zu kontaktieren. Wenn jemand die Nachkommen von Dr. H. Meng kennt, bin ich froh um eine kurze Mitteilung.

Christoph Benz, Wölflinswil

 

 


Link zu Audio-Dateien mit Mundart:          Wittnauer Sagen und Märchen

 

Link zu schriftlich überlieferter Mundart:    Wenker-Umfrage von 1930