Der Aktionsradius der Leute im Dorf war vor achtzig oder hundert Jahren noch bedeutend kleiner als heute. Die Möglichkeiten der Mobilität waren sehr gegrenzt und auch das Bedürfnis, seine Heimatgemeinde zu verlassen, war nicht sehr gross. Viele Dinge des täglichen Bedarfs waren vor Ort erhältlich. Verteilt im ganzen Dorf gab es mehrere Einkaufsmöglichkeiten. Nicht alle Handlungen führten das gleiche Sortiment, so dass man seine Kommissionen an mehreren Orten tätigen musste.
Handlung der Schwestern Brogli
Petrol, Weissmehl, Kirschstängeli, Pinsel, Kaffeefilter, Waschpulver, Kaba-Bonbons, Villiger-Zigarren, Maizena, Schokolade, Geschirrspülmittel, Thomy-Senf, Weihnachtskerzen, Gerber- Fondue, Kaffee-Hag und Kägi-Fret ...
Das alles und noch vieles mehr gab es im Lädeli bei Ida und Flora Brogli zu kaufen.
Die Vorgängerin der Ladeninhaberinnen Ida und Flora Brogli war deren Mutter Marie Brogli-Walde.
Die Zeit des Wartens auf Kundinnen verkürzte sie sich in der Regel mit Strickarbeiten.
's obere Chrämers
Im Haus der Familie Herzog, das im Oberdorf bei der Abzweigung Hauptstrasse / Kienbergstrasse steht, war während Jahrzehnten eine Verkaufsladen. "S obere Chrämers" nannte man darum die Familie, die auch als "s Rächemachers" bekannt war.
Seit wann die Familie Herzog im Oberdorf einen Laden führte, ist nicht erforscht. Bekannt ist aber, dass die Handlung in den letzten Jahren als Usego-Geschäft betrieben wurde und bis in die 1960er-Jahre offen blieb.
Es war nicht unbedingt fehlende Kundschaft oder zu tiefer Umsatz, der die Familie Herzog dazu brachte den Laden zu schliessen, sondern vielmehr, weil für den Betrieb keine Nachfolge mehr gefunden werden konnte.
's undere Chrämers
Eine Ansichtskarte von 1920 ist der erste Hinweis auf ein Lädeli im Unterdorf. Der Name der Handlungs-Inhaber ist hier falsch geschrieben. Als eingesessene Bürger schreiben sich alle Wittnauer Schmid mit "d" und nicht "dt".
Um 1920 präsentierte sich der Laden noch ohne bauliche Anpassungen. Nur eine Tafel "Handlung" über der Eingangstür und einige Plakate weisen auf das Geschäft hin. An der Haustüre ist eine Suppen-Werbung zu erkennen.
Erst viel später erhielt das Haus an der Hauptstrasse 8 ein grosses Schaufenster.
Die Handlung im Unterdorf bestand als Toura-Laden bis ca. 1980 weiter. Inhaber war Max Walde ("Väldi-Max"), ein direkter Nachkomme der 1920 erwähnten Familie Schmid-Brombach.
Chrämer-Noldi
Der Laden von Arnold Brogle stand an der Stelle des heutigen VOLG.
Schuhhaus Brogle
An der Hauptstrasse 24 klapperte bis 1987 in einem Zimmer der letzte Bandwebstuhl von Wittnau. Rosa Brogle war nicht nur die letzte Heimposamenterin von Wittnau, sondern gar des ganzen Fricktals. (►)
Nebenan, auf der anderen Seite des Ganges, hatte ihr Gatte Ernst Brogle ("Vikter-Ernst") sein Schuhmachergeschäft. Er führte Reparaturen aus, verkaufte aber auch neue Schuhe. (►)
Das war aber nicht alles: Im Schuhladen gab es auch Essbares zu kaufen. Rosa und Ernst Brogle hatten nämlich eine Vertretung für Produkte der Marke "Villars". Man konnte also hier auch Kaffee und Schokolade erstehen. Zwischen Schnürsenkeln und Turnschuhen gab es eine Vitrine mit verschiedensten Schokoladetafeln der westschweizer Marke. Und auf einer Ablage stand zudem eine altehrwürdige elektrische Kaffeemühle mit auf Hochglanz poliertem Bohnenbehälter aus Messing. Weil man damals für den Kaffee noch keine Vakuumverpackungen kannte, kaufte man in der Regel eine Menge ganzer Kaffeebohnen und mahlte diese noch im Geschäft.
Die Läden und Lädeli, die einst in Wittnau existierten, sind hier noch nicht vollständig aufgeführt.
Wenn Sie Infos oder gar Bilder haben von weiteren Verkaufsgeschäften, bin ich froh, wenn Sie mir diese zukommen lassen.
Vielen Dank!
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